Übersicht
Chronologie des Regionalbahnkonzepts
Die Entwicklungen von 1998 bis zum heutigen Tag
05/30/2007
< Zurück
F ast zehn Jahre ist es her, dass sich in Innsbruck die Frage stellte, ob und wie es weitergehen soll mit der Straßenbahn, und daraufhin eine mutige erste Entscheidung gefasst wurde.
IVB-Geschäftsführer Martin Baltes hat vor wenigen Wochen vor dem Gemeinderat die Historie des Straßenbahnkonzepts, das später zum Regionalbahnkonzept wurde, referiert. Ich möchte der geneigten Leserschaft die in diesem Vortrag präsentierten Daten und Fakten nicht vorenthalten, zumal dadurch auch allenthalben zu ortender TT-indizierter Verunsicherung hinsichtlich dessen, ob Straßenbahnaus- und Stadtbahnbau wirklich kommen, entgegengewirkt werden könnte.
Wer denkt, der Tram-Ausbau komme nicht, liegt falsch. Wer das immer noch nicht begriffen hat, warte ab und delektiere sich inzwischen an dieser Stelle über die Fakten- und Beschlusslage, auf dass er seine irrgeleitete Meinung möglicherweise korrigiere.
Dass der Gemeinderat die O-Bus-Fahrleitungen einstweilen behalten wolle, ist übrigens falsch. Ein entsprechender Antrag der SPÖ fand keine Zustimmung. Dass problemlos Doppelgelenkbusse oder Doppelgelenks-O-Busse als Straßenbahnersatz eingesetzt werden könnten, ist ebenfalls falsch - dies müsste erst eingehend geprüft werden, sie würden aufgrund ihres hohen Gewichtes und großen Platzbedarfes straßenbauliche und sicherheitstechnische Probleme verursachen. Eine Untersuchung dazu wurde aber aufgrund der geltenden Beschlusslage, die ja den Straßenbahnausbau vorsieht, nicht in Auftrag gegeben.
- 1998
Die IVB konzipieren ihre Liniennetzfortschreibung, eine Studie zur künftigen Entwicklung des Liniennetzes. Darin wird erstmals festgehalten, dass die Verkehrssysteme O-Bus und Straßenbahn aufgrund ihrer hohen Investitionskosten einer Optimierung bedürfen. Daraufhin beauftragt der Stadtsenat die IVB mit einer Untersuchung der Betriebssysteme.
- 1999-2000
Das Straßenbahnkonzept wird erarbeitet und fertiggestellt.
- 2001
Der Aufsichtsrat der IVB beschließt am 14. Mai, die Variante Strab2 weiter zu verfolgen, unter der Voraussetzung, dass seitens der politischen Instanzen die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden. Die Variante Strab2 sieht die Auflassung beider O-Bus-Linien zugunsten neuer Straßenbahnlinien mit Ausnahme des Astes Reichenau der Linie R, vor. Zudem sieht es die Erschließung des Tivoli-Fußballstadions per Straßenbahn vor.
Am 8. Juni beschließt der Aufsichtsrat der IKB (als Haupteigentümerin der IVB) sinngemäß, dass eine Beschaffung neuer Straßenbahnfahrzeuge für die bestehenden Straßenbahnlinien aus wirtschaftlichen Gründen nur im Fall der Realisierung des Straßenbahnkonzeptes, also bei einem Ausbau der Straßenbahn, in Frage kommt.
Am 18. September beschließt der Gemeinderat einstimmig die Realisierung des Straßenbahnkonzepts, sofern eine Mitfinanzierung durch Land, Bund und Gemeinden erreichbar ist.
- 2002
Am 18. Juli wird im Gemeinderat beschlossen, am Straßenbahnkonzept festzuhalten und als ersten Schritt zehn Ersatz-Dieselgelenksbusse für die Linie O während der Bauzeit zu beschaffen.
- 2003
Ein weiterer Gemeinderatsbeschluss ermöglicht die Beschaffung weiterer acht Ersatz-Dieselgelenksbusse.
Am 25. September beschließt der Gemeinderat, dass die Planungs- und Baukosten für die Straßenbahnlinie O zu je einem Drittel zwischen Stadt, Land und Bund aufgeteilt werden sollen. Die erforderlichen Neufahrzeuge für die bestehenden Linien sollen von Stadt (16 Fahrzeuge) und Land (6 Fahrzeuge) getragen werden. Außerdem wird beschlossen, das Betriebssystem O-Bus gemäß Straßenbahnkonzept aufzulassen.
Am 11. November beschließt die Landesregierung die Finanzierung der sechs Neufahrzeuge für die Linie STB.
Am 20. November beschließt der Gemeinderat die Vorfinanzierung der Direkteinbindungsstrecke der Linie STB (Gleisdreieck Südtiroler Platz), des dritten Gleises am Südtiroler Platz und der Umbaumaßnahmen in der Andreas-Hofer-Straße.
- 2004
Im Mai werden die Verhandlungen mit dem Bund aufgenommen. Das Straßenbahnkonzept wurde inzwischen zum Regionalbahnkonzept erweitert (Straßenbahnkonzept plus Stadtbahn Hall-Völs), die Erschließungsstrecke zum Tivoli-Stadion aber herausgenommen.
Am 4. Oktober wird in einem Gespräch zwischen IVB, Stadt, Land und Bund beschlossen, das Teilprojekt der Direkteinführungsstrecke der Linie STB aufzugeben und eine Finanzierungsvereinbarung zwischen Stadt, Land und Bund zur Finanzierung des Regionalbahnkonzepts auszuarbeiten.
Am 27. Oktober wird diese Vereinbarung unterzeichnet, das Teilprojekt Ost des Regionalbahnkonzepts (Straßenbahnlinie O, Stadtbahn Technische Universität - Hall) ist damit ausfinanziert.
Am 17. November wird dieser Vertrag durch einen Gemeinderatsbeschluss zur Übernahme des städtischen Finanzierungsanteils bestätigt.
Im selben Jahr werden am Südtiroler Platz durch die Errichtung der neuen Gleisanlagen die ersten Bauarbeiten als Vorleistung auf den Straßenbahnausbau durchgeführt.
- 2005
Am 28. Februar beginnen die Bauarbeiten in der Anichstraße und der Andreas-Hofer-Straße, die umgebauten Strecken werden am 12. September in Betrieb genommen. Rund einen Monat später wird seitens der Landespolitik erstmals die S-Bahn als Ergänzung des Regionalbahnkonzepts erwähnt.
Im Dezember werden die ersten 16 Neufahrzeuge für die Bestandlinien bestellt, im Vertrag enthalten ist auch eine Option über zehn weitere Fahrzeuge für die Linie O.
- 2006
Auf politischer, stadt- und verkehrsplanerischer Ebene werden Vor- und Einreichplanungen für die Neubaustrecken und die erforderlichen Konzessionen erarbeitet, dabei wird die ursprüngliche Planung mehrfach verändert, in Hall kommt ein 1,9 km langes Streckenstück dazu. Es wird mit allen im Teilprojekt Ost betroffenen Umlandgemeinden ein Konsens bezüglich der Trassierung erzielt.
Ein neuer Stufenplan bezieht auch die S-Bahn ins Regionalbahnkonzept mit ein, die allerdings vom Land allein finanziert wird.
- 2007
Die Bestellung der zehn Fahrzeuge für die Linie O wird auf September verschoben, da Trassierungs- und Fahrplandetails aufgrund der inzwischen ebenfalls in die Planungen eingeflossenen ergänzenden Buslinien vor einem Baubeschluss noch fertig ausgearbeitet werden müssen. Die Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat soll bis spätestens Ende Juni vorliegen.
Für die S-Bahn wird im April mit den Planungsarbeiten für die ersten vier zusätzlichen Stationen im Stadtgebiet begonnen, in einer ersten Ausbaustufe soll die S-Bahn noch ohne neue Stationen bereits im Dezember in Betrieb gehen.
Das erste Neufahrzeug für die Straßenbahn wird im Oktober 2007 angeliefert werden.
Seit 1999 ist das Fahrgastaufkommen auf der Linie O um 10%, das sind rund 4 Millionen Fahrgäste pro Jahr, gestiegen. Mit einem weiteren starken Anstieg ist zu rechnen, da sich entlang dieser Achse große städtebauliche Vorhaben befinden.
Mit einem Baubeginn der Linie O Richtung Westen (Anichstraße - Technik / Peerhofsiedlung / Innerebnerstraße) ist laut Baltes im Jahr 2008 zu rechnen, die Bauzeit soll, wie vorgesehen, ein Jahr betragen. Für den Ast Höttinger Au der Linie 3 als Bestandteil des noch nicht ausfinanzierten Teilprojekts West gab es allerdings bisher noch keine weiteren Finanzierungsverhandlungen und Planungen.
In letzter Zeit haben sich Bürgermeisterin Hilde Zach und Verkehrsstadtrat Walter Peer in der Presse mehrmals dahingehend geäußert, dass die Stadt unverändert am Straßenbahnausbau festhalten wird, sofern Land und Bund ihre vertraglich festgelegten Finanzierungszusagen einhalten.
Manni Schneiderbauer
Sämtliche Formulierungen in diesem Artikel beziehen sich auf beide Geschlechter.