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Tram-Ausbau: Die Würfel sind gefallen
Alle politischen Beschlüsse gefasst, Baubeginn Mitte 2008 gilt als gesichert
12/20/2007
12/23/2007

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Nach Klärung noch offener rechtlicher und finanzierungstechnischer Fragen, strassenbahn.tk berichtete mehrmals, und der bereits erfolgten Freigabe der Bestellung von zehn Straßenbahnfahrzeugen für die Linie O durch Bürgermeisterin Hilde Zach am 13. Dezember, auch dazu berichteten wir, wurden am Dienstag, dem 18. Dezember, von der Landesregierung, am Mittwoch, dem 19. Dezember vom erweiterten Stadtsenat (in Einstimmigkeit) und am Freitag, dem 21. Dezember vom Gemeinderat (36 MandatarInnen pro, 4 MandatarInnen contra) die notwendigen Beschlüsse gefasst, um das Regionalbahnkonzept gemäß der vertiefenden Machbarkeitsuntersuchung von ILF Beratende Ingenieure - Details dazu hier und hier - so schnell wie möglich realisieren zu können.

Noch offen ist ein eine Ergänzung des bestehenden Finanzierungsvertrages von 2004, mehr zu diesem Vertrag an dieser Stelle, zwischen Stadt Innsbruck, Land Tirol und Republik Österreich.

Das Großprojekt lässt sich, wie alle Bauprojekte dieser Größenordnung, finanziell schwer in absolute Zahlen fassen, da die Kosten nicht genau prognostiziert werden können. Der jetzt beschlossene Ausbau wird aber ein Gesamtvolumen von rund 300 Mio. € haben und umfasst die Straßenbahnlinie O, die Stadtbahnstrecken nach Rum und Völs und die Verlängerung der Linie 3 zum Bahnhof Hötting, zu realisieren zunächst in vier Etappen.

Über den Bau der fünften Etappe, der Stadtbahnstrecke von Rum nach Hall, soll, wie von ILF empfohlen, nach Inbetriebnahme der ersten drei Ausbaustufen erneut entschieden werden: entgegen anderslautender Presseberichte wurde der Gemeinderats-Zusatzantrag der Grünen, die Absichtserklärung zum Bau Stadtbahnstrecke nach Hall in den Beschluss mit aufzunehmen, mit 28 zu 12 Stimmen angenommen und somit fest im Ausbauprogramm verankert.
Der Grund für die Extraentscheidung: für die rund 13 km lange Erweiterung nach Hall ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Hätte man von vornherein für eine Baugenehmigung für das Gesamtprojekt inklusive Hall angesucht, wäre diese noch vor dem Detailplanungs- und Baustart durchzuführen gewesen und der Baustart hätte sich möglicherweise mehrere Jahre verzögert. Durch die nun gewählte Vorgangsweise kann aber bereits in gut einem halben Jahr mit dem Bau begonnen werden, die Umweltverträglichkeitsprüfung läuft dann parallel dazu ab.

Details aus dem Stadtsenatsbeschluss:
Der Realisierungszeitraum beträgt acht Jahre ab Baustart.

Tiroler Tageszeitung

Gebaut werden soll ab Mitte kommenden Jahres - strassenbahn.tk berichtete. Damit liegt der Realisierungszeitraum der ersten vier Etappen zwischen 2008 und 2016.

"Die Gesamtkosten für das Regional- und Straßenbahnsystem für den Tiroler Zentralraum Innsbruck liegen bei ca. 306,19 Millionen Euro, wovon das Land Tirol 131,55 Millionen Euro und die Stadt Innsbruck 174,64 Millionen Euro übernehmen. (...)
Geplanter Realisierungshorizont des Regionalbahnkonzepts ist bis zum Jahr 2015 – die Etappe 1 umfasst den Kernbereich Innsbruck-Westast: vom Innsbrucker Hauptbahnhof bis zur Technik; die Etappe 2 den Kernbereich Innsbruck-Ostast: vom Innsbrucker Hauptbahnhof bis zum Olympischen Dorf; in der Etappe 3 geht es um den Abschnitt Olympisches Dorf bis Rum und in der Etappe 4 um den Bereich Technik bis Völs. Die Arbeiten im Bereich Innsbruck können sofort in Angriff genommen werden. Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe werden die Straßenbahn nach Kranebitten und ins O-Dorf betreiben und um eine erweiterte Konzession ansuchen".

Medienmitteilung des Landes Tirol vom 18.12.2007

Die Realisierung soll unter dem Dach eines Infrastrukturkonzerns unter Beteiligung der IVB, der IKB und der TIWAG vonstatten gehen, dessen Gesellschaften noch zu gründen sind. Als erstes werden allerdings die Straßenbahn-Erweiterungen gebaut - die ersten Baustufen vom Marktplatz bis zum Bahnhof Hötting, in der Innenstadt und die drei Äste nach Allerheiligen, zur Technik und in die Peerhofsiedlung können aber noch, wie strassenbahn.tk bereits berichtete, als erweiterte Linie 3 konzessioniert werden, die Gründung dieser Gesellschaften kann somit, wie auch die Umweltverträglichkeitsprüfung, während bereits laufender Detailplanungs- und Baumaßnahmen erfolgen.

"(...) Zusatzanträge (im Gemeinderat, Anm. strassenbahn.tk) sind bezüglich der Einführung eines interdisziplinär ausgerichteten Projektmanagements, einer Valorisierung der 2004 zugesagten Bundeszuschüsse, einer Absichtserklärung für die Weiterführung der Regionalbahn bis Hall und einer Absicherung, dass zur Finanzierung dieses Großprojekts keine weiteren Verkäufe von Gesellschaftsanteilen der Stadt getätigt werden, zu erwarten.
In allen Statements und Diskussionsbeiträgen stand die Frage der finanziellen Machbarkeit im Vordergrund, nachdem die technische Machbarkeit bereits in einer Studie bestätigt wurde. (...)
Für die Frage nach einer Alternative konnte keine Antwort gefunden werden, weil nur mit Großraum-Straßenbahnen das in Zukunft mit Sicherheit gesteigerte Verkehrsaufkommen in den Griff zu bekommen sei. In Spitzenzeiten seien die Busse heute schon so überlastet, dass manchmal nicht mehr alle Fahrgäste Platz finden, hob (IVB-Geschäftsführer, Anm. strassenbahn.tk) Baltes hervor. Da sei es nur möglich, weitere Busse einzuschieben, was aber für das Verkehrsaufkommen nicht verkraftbar sei. Für die Straßenbahn/Regionalbahn wären laut Studie großteils eigene Trassen vorgesehen, die bis auf einige wenige Ausnahmen, den Straßenraum nicht beeinträchtigen. (...)
Bisher wurden bereits 65,2 Mio. € in die Straßenbahn/Regionalbahn (Gleisbau und Haltestellen-Adaptierungen, Anschaffung von neuen Straßenbahngarnituren) investiert. Auf die Stadt entfielen davon 30,8 Mio. €. 3,2 Mio. steuerte der Bund bei, der Rest kam vom Land Tirol.
Die weiteren Investitionen für das Gesamtprojekt werden mit 306,19 Mio. € veranschlagt, die auf die Stadt mit 174,64 Mio. € und das Land mit 131,55 Mio. € verteilt sind. Da es jedoch notwendig ist, weitere Kosten (wie z. B. Ablösungen für Grundstücke, Buserneuerung etc.), die in dieser Schätzung nicht enthalten sind, hinzuzurechnen, ist für die Stadt mit einem Gesamterfordernis von 205, 21 Mio. € zu rechnen. (...)
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine überwiegende Mehrheit in dieser auf alle Fraktionen erweiterten Stadtsenatssitzung das Straßenbahn/Regionalbahn für die künftige Bewältigung des Verkehrsaufkommens unentbehrlich eingestuft hat. (...)

Medienmitteilung der Stadt Innsbruck vom 19.12.2007

Weitere Details und die ersten finalen Pläne können voraussichtlich schon bald hier auf strassenbahn.tk präsentiert werden.

Meinung
Stadt- und Landesregierung setzen mit den von Insidern durchaus so erwarteten, von den Massenmedien und der Öffentlichkeit jedoch teilweise überrascht aufgenommenen Grundsatz- bzw. Baubeschlüssen endlich einen Schlusspunkt unter die zum Teil haarsträubenden Spekulationen der letzten Jahre.

Einige Meinungsbildner wollten schon vorausgesehen haben, wie der elektrische Nahverkehr in Innsbruck abgeschafft wird, ein altes Abbruchhaus sollte den Tod der Stadtbahn bedeuten und die inzwischen in Betrieb genommene S-Bahn sollte diese ersetzen. Die Verunsicherung der vom motorisierten Individualverkehr geplagten Bevölkerung war groß.

Während man sich aber öffentlich in Spekulationen erging, wurde hinter den Kulissen planerisch und politisch gearbeitet - auch als Reaktion auf den Druck aus Öffentlichkeit und Politik. Herausgekommen ist, vor allem dank des Engagements einiger an diesem Prozess beteiligter persönlich engagierter Professionisten, eine umsetzungsreife, in vielen entscheidenden Details verbesserte Version von Österreichs umfangreichstem Straßenbahn-Ausbauprojekt der letzten ca. 80 Jahre, das nach seiner Fertigstellung Innsbrucks Straßenbahn- und Stadtbahnsystem zum zweitgrößten des Landes machen und die Agglomeration Innsbruck von vielen tausend Autofahrten täglich entlasten wird.

Die Einreichplanungen sind fertig, jetzt müssen die Bauabschnitte Zug um Zug detailgeplant und baureif gemacht werden. Insidern zufolge ist man so gut vorbereitet, dass man bereits in einem halben Jahr mit dem Bau beginnen kann. Freuen wir uns darauf. Die Vorausetzungen für einen großen verkehrspolitischen Erfolg sind nun endgültig geschaffen!


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(mps)

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