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Trassen, Bauzeitplan, Fahrzeuge: So entsteht die Stadtbahn
Ab 2008 soll gebaut werden: Wo, Was, Wann und Wie
11/03/2007
11/21/2007

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Neues Liniennetz, das ab 2008 umgesetzt werden soll
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Planzeichnung: Landesverkehrsplanung

Nach rund zweijähriger Konzeptions- und Grobplanungsphase, während der der Ausbau der Straßenbahn und die Errichtung der Ost-West-Stadtbahn auf ihre Umsetzbarkeit überprüft und politisch sowie planerisch detailliert ausgearbeitet wurden, ist nun - mit ca. halbjähriger Verspätung im Vergleich zum ursprünglichen Zeitplan - damit zu rechnen, dass für dieses vor rund 30 Jahren erstmals angedachte und seit 2005 durch Land und Bund mitfinanzierte größte zusammenhängende Schienennahverkehrsprojekt Österreichs außerhalb Wiens ab Juli kommenden Jahres die Baumaschinen auffahren werden.

Das Konzessionsansuchen erfolgt auf Basis der vorliegenden Planungen noch im Herbst. Falls kein Umweltverträglichkeitsprüfverfahren notwendig ist, beginnt die Detailplanung im Jänner.

Das Projekt Regionalbahn im Tiroler Zentralraum ist gemäß Landes-Schienenverkehrskonzept von 1991 als zweite schienengebundene Durchmesserlinie in Ergänzung zur S-Bahn auf ÖBB-Trasse vorgesehen.


Trassierung
Die gesamte Schieneninfrastruktur wird - soweit möglich - auf eigenem Gleiskörper, getrennt vom Individualverkehr, realisiert. Die Hauptziele bei der Trassenfindung und -planung waren zügige Trassierung für gleichmäßig hohe Geschwindigkeiten, außerhalb der dicht besiedelten Gebiete eingleisig (mit zweigleisigen Begegnungsabschnitten) signalisiert auf eigenem Bahnkörper und Sicherung mittels Eisenbahnkreuzungen, im kernstädtischen Bereich zweigleisig auf vom Individualverkehr getrennten Gleiskörpern mit Vorrang an Lichtsignalanlagen.

Tram und Stadtbahn werden auf den Eigenbahnkörpern mit 70 km/h, auf den innerstädtischen eigenen Gleiskörpern mit 50 km/h und auf den Streckenabschnitten im Mischverkehr mit 30 km/h unterwegs sein.
Das Queren der Gleisanlagen durch andere VerkehrsteilnehmerInnen wird nur an geregelten Kreuzungen möglich sein. Durch bauliche Abtrennungen (Zäune, Hochkanten) zwischen den Gleisen wird illegales Queren verhindert.
In einigen innerstädtischen Streckenabschnitten wird aus Platzgründen punktuell das Einfahren in den Gleiskörper für den motorisierten Individualverkehr ermöglicht. Dort erfolgt die Trennung vom Individualverkehr nur durch Leitlinien, Sperrflächen verhindern ein durchgehendes Befahren der Gleiskörper durch Autos.

Im innerstädtischen Bereich ist die Mitbenützung der Gleiskörper durch Busse dort möglich, wo die Gleiskörper nicht baulich abgetrennt sind und die Gleise in Randlage verlaufen, also Randbahnsteige in Fahrtichtung rechtsseitig möglich sind. Wo derzeit bereits Busspuren existieren, werden gemeinsame Bus- und Tramspuren errichtet. In Streckenabschnitten mit Mittelbahnsteigen, an denen die linksseitigen Türen der Zweirichtungsfahrzeuge freigegeben werden, ist die Mitbenützung durch Busse nicht möglich. Solch ein Streckenabschnitt wird beispielsweise die Reichenauer Straße sein. Dies ermöglicht auch die Gestaltung des Gleiskörpers als Rasengleis.

Die von der Stadtbahnlinie Hall-Völs mitbenützten Streckenabschnitte werden mit den Trassierungsparametern einer Nebenbahn gemäß Österreichischem Eisenbahngesetz errichtet. Der von vielen als möglicher Projektkiller angesehene "Flaschenhals" Sillpark - Brunecker Straße wird durch eine Umlegung des Individualverkehrs, die in diesem Bereich eine separate ÖV-Trasse ermöglicht, entschärft. Dazu wird der Bahn-Durchlass aufgeweitet und es entsteht auf diese Weise auch eine kürzere Fußwegverbindung vom Hauptbahnhof, was in Verbindung mit einer viergleisigen Umsteigestation beim Sillpark die seit Jahrzehnten bestehende Problematik der mangelhaften Anbindung vieler Linien an den Hauptbahnhof deutlich mildert.

Die Trassenfindung erfolgte in enger Abstimmung zwischen dem ausführenden Planungsbüro ILF, der Landesverkehrsplanung, der städtischen Verkehrsplanung, den IVB, dem VVT, der Stadt Innsbruck, den Gemeinden Hall, Thaur, Rum, Völs sowie weiteren Betroffenen.

Das städtische Verkehrskonzept wird an die neuen Schienenverbindungen angepasst, kritische Bereiche wie z.B. die Museumstraße werden in Hinkunft allein dem öffentlichen Verkehr vorbehalten sein, um das Funktionieren des Systems zu gewährleisten.
In Rum, am Hauptbahnhof, in Völs und in Hötting (die dortige Bahnstation wird nach Norden zur Mittenwaldbahnbrücke versetzt) werden Verknüpfungspunkte zwischen Tram bzw. Stadtbahn und S-Bahn bzw. ÖBB-Regional- und Fernverkehrszügen hergestellt.
Spätere Verlängerungen nach Westen über Völs und Kematen bis Zirl sowie nach Osten über Mils und Wattens bis Weer werden durch die Trassierung ermöglicht.

Die Bahnsteige der Stadtbahn Hall-Völs werden aufgrund der Doppeltraktionen durchwegs 80m lang sein, jene der Linie O 60m, während die in letzter Zeit neu gebauten Bahnsteige der bestehenden Linien weitgehend eine Länge von 30 m aufweisen, mit Ausnahme jener, an denen auch die Stadtbahn halten wird, diese wurden bereits für 75 m lange Züge gebaut.

Wegen der Eigentrassen entfallende Parkplätze werden teilweise kompensiert werden und sind bereits Teil der Kostenaufstellung. Es handelt sich dabei um ein Parkdeck beim Metro, eine Quartiersgarage im Bereich Reichenauer Straße, zwei Quartiersgaragen in der Pembaurstraße und Ersatzparkflächen im Bereich Kranebitter Allee / Kreuzung Speckweg.


Kosten
Die Kosten für das Teilprojekt Ost, das die Linie O vom Olympischen Dorf über Museumstraße und Innrain nach Allerheiligen und in die Peerhofsiedlung sowie die Stadtbahn von Hall nach Völs über den Hauptbahnhof und die Linie 3 bis zur Layrstraße beinhaltet, werden auf € 283 bis 300 Mio. geschätzt, was im Vergleich zum ausfinanzierten und zur Umsetzung beschlossenen ursprünglichen Teilprojekt Ost eine Verteuerung um bis zu € 100 Mio. bedeutet.

Die weitere Verlängerung der Linie 3 von der Layrstraße zum Steinbockweg ist auftragsgemäß in den Finanzaufstellungen nicht enthalten und soll noch gesondert konzipiert werden.

Die jetzt geplante durchgehend priorisierte Nebenbahn kostet € 11 bis 15 Mio. mehr als eine klassische Straßenbahntrassierung gekostet hätte.

Nicht in der Kostenaufstellung enthalten sind die Taktverdichtung auf 30 Minuten und der Ausbau der Linie STB, die bis Juni 2008 drei zusätzliche Ausweichen erhält, sowie eventuelle weitere Beschleunigungsmaßnahmen der Linie STB, und die Verlängerung der Linie 3 von der derzeitigen Schleife Amras nach Amras-Ort, die gleichzeitig durchgeführt werden.

Der "von"-Wert bezieht sich jeweils auf Betrieb der Linie O in Einfachtraktion, der "bis"-Wert auf den Betrieb in Doppeltraktion, die u.a. mehr Fahrzeuge erfordert.

Kostendiagramm der einzelnen Ausbauabschnitte
Grafik: ILF

Fahrzeuge
Die Straßenbahnlinie O, wie auch die verlängerte Linie 3, werden mit 27,6 m langen Bahnen des Typs Flexity Outlook C von Bombardier Transportation und Elin/EBG, wie sie in Kürze bereits auf den bestehenden Linien 1, 3, 6 und STB zum Einsatz kommen werden, betrieben. Die zunächst angedacht gewesene spätere Verlängerung dieser Fahrzeuge wird aus Kostengründen nicht mehr weiterverfolgt. Stattdessen soll bei Bedarf zu den Stoßzeiten in Doppeltraktion gefahren werden. Mit 55 m werden die Doppeltraktionen auf der Linie O Österreichs längste Straßenbahnzüge sein.
Für die Linie O wird man zunächst zwölf 27,6 m lange Fahrzeuge benötigen, zehn davon kommen aus einer Option aus dem ersten Liefervertrag mit Bombardier, die bis 31. Dezember gezogen werden muss. Mit Eröffnung der Gesamtstrecke der Linie O wird man inklusive der Doppeltraktionen auf dieser Linie 18 Bahnen brauchen.

Die Stadtbahnlinie Hall-Völs wird ausschließlich mit Doppeltraktionen aus zwei 37,1 m langen Bahnen betrieben werden. Diese Züge sind dann mit 75 m die längsten Nebenbahnfahrzeuge Österreichs, die auch im Straßenraum verkehren. Da der Fuhrpark homogen bleiben soll, kann davon ausgegangen werden, dass auch diese Fahrzeuge von Bombardier Transportation geliefert werden, eine Ausschreibung ist jedoch notwendig.
Die Stadtbahn braucht zwölf 37,1 m lange Fahrzeuge in der Ausbaustufe Technik West bis Hall sowie sechs weitere mit der Eröffnung der Strecke nach Völs.

Fiktive Konstruktionszeichung einer 75 m langen Doppeltraktion aus zwei 37,1 m langen Fahrzeugen des Typs
Flexity Outlook C Innsbruck von Bombardier Transportation, wie sie in einer 27,6 m langen Version bereits eingesetzt werden
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Konstruktionszeichnung: Bombardier Transportation, Überarbeitung: Manni Schneiderbauer


Fahrplan und Intervall



Infrastruktur
Eine zweiter Betriebsbahnhof mit Werkstätte, Abstellhalle und Waschanlage wird ab Eröffnung der ersten Ausbaustufe der Stadtbahn zwischen Rum und Technik West benötigt. Er soll nach derzeitigem Stand östlich der Grenobler Brücke auf einem Grundstück der Innsbrucker Kommunalbetriebe entstehen.

Planung und Bau
Die Grobplanungen wurde in Vorbereitung für das Konzessionsansuchen bis zur Einreichplanung vertieft.
Die bauliche Umsetzung in der Kernstadt soll von Frühjahr 2008 bis Sommer 2015 erfolgen, Gleisbauarbeiten finden jedes Jahr in den Monaten März bis Oktober statt, erforderliche Leitungsverlegungen und andere Baumaßnahmen in der Zeit dazwischen.

Folgende verkehrskritische Streckenabschnitte werden in den Sommerferien von Juli bis September errichtet: Salurner Straße inklusive Kreuzungen bis Innrain Klinikkreuzung im Sommer 2008, Höttinger Au Unibrücke bis Bachlechnerstraße inklusive Kreuzungen im Sommer 2009, Brunecker Straße - Kreuzung Museumstraße - Sillpark - Amraser Straße westlich der Sillbrücke im Sommer 2011 und die Trasse in der Schützenstraße im Sommer 2012.

In den Errichtungsjahren werden durchgehende Linienbaustellen bestehen, die Bauabschnitte folgen unmittelbar aufeinander. Teilweise wird auch an Wochenenden und im 24-Stunden-Schichtbetrieb gearbeitet werden.


Bauablauf und Zeitplan
  • Juli bis Oktober 2008: Stadtbahnstrecke von Hauptbahnhof - Salurner Straße - Maria-Theresien-Straße - Anichstraße bis zur Kreuzung Innrain / Blasius-Hueber-Straße, Strecke der Linie O von Marktplatz bis Kreuzung Innrain / Blasius-Hueber-Straße
  • März bis Oktober 2009: Stadtbahnstrecke und Strecke der Linie O von Kreuzung Innrain / Blasius-Hueber-Straße - Universitätsbrücke - Höttinger Au bis Kreuzung Layrstraße, Schleife Layrstraße
    Ende 2009 Inbetriebnahme der neuen Strecke als Verlängerung der Linie 3 bis Layrstraße.
  • März bis Oktober 2010: Stadtbahnstrecke und Strecken der Linien O und 3 von Kreuzung Layrstraße - Höttinger Au - Kranebitter Allee - Technikerstraße - Technik West, Technikerstraße - Peerhofsiedlung / Allerheiligen, außerdem Leipziger Platz über Amraser Straße bis Roseggerstraße als Ersatz der Strecke in der Pradler Straße und Defreggerstraße bis Kreuzung Gabelsbergerstraße
    Ende 2010 Inbetriebnahme der Neubaustrecken bis Technik West, Allerheiligen und Peerhofsiedlung als Verlängerung der Linie 3.
  • März bis Oktober 2011: Stadtbahnstrecke und Strecke der Linie O vom Hauptbahnhof - Brunecker Straße bis Kreuzung beim Europahaus, außerdem Defreggerstraße ab Kreuzung Gabelsbergerstraße - Langstraße - Pembaurstraße - Reichenauer Straße bis vor die Kreuzung Fennerstraße
  • März bis Oktober 2012: Stadtbahnstrecke und Strecke der Linie O von Reichenauer Straße Kreuzung Fennerstraße - neue Trambrücke westlich der Grenobler Brücke - Schützenstraße - Neu Rum - eingleisige Schleife Kugelfangweg bis Josef-Kerschbaumer-Straße
    Ende 2012 Kürzung der Linie 3 zur Schleife Layrstraße und Inbetriebnahme der Gesamtstrecke der Linie O.
  • Juli 2011 bis Oktober 2012: Zweite Abstellanlage und Waschanlage
  • Oktober 2012 bis März 2014: Zweite Werkstätte
  • Juli 2012 bis Oktober 2013: Stadtbahnstrecke O-Dorf bis Rum Metro
    Ende 2013 Inbetriebnahme der Stadtbahn zwischen Rum Metro über Hauptbahnhof bis Technik West. Linie O fährt Technik West dann nicht mehr an.
  • März 2013 bis März 2014: Stadtbahnstrecke von Technik West bis Völs ÖBB-Station
    Mitte 2014 Inbetriebnahme Stadtbahnverlängerung bis Völs.
  • März 2014 bis Juli 2015: Stadtbahnstrecke Rum Metro bis Hall Kurhaus
    Mitte/Ende 2014 Inbetriebnahme der Gesamtstrecke der Stadtbahn von Hall bis Völs.

Grafische Aufstellung des Umsetzungszeitplans
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Grafik: ILF



Trassenverlauf Stadtbahn Hall-Völs

Politische Entscheidungen zur Budgetierung der durch die Streckenoptimierungen zusätzlich anfallenden Kosten stehen noch aus, sind aber, Insidern zufolge, nur noch eine Formalität. Die Verhandlungen mit Land und Bund laufen bereits, da mit dem Ziehen der Option über zehn weitere Bahnen bei Bombardier bis spätestens 31. Dezember die politischen Beschlüsse vorliegen müssen.

Unmittelbar nach dem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss, der noch im Lauf des Monats November gefällt werden soll (der ursprünglich angesetzte Termin am 8. November wurde verschoben) ist ein entsprechender Beschluss auf Landesebene zu erwarten, danach sind noch Verhandlungen mit dem Bund und einzelnen Gemeinden über die Mitfinanzierung der - im Vergleich zum ausfinanzierten ursprünglichen Konzept etwas höheren - Kosten zu führen, während dies geschieht, wird aber bereits die Detailplanung laufen, um einen pünktlichen Baustart der ersten Fremdleitungsverlegungen im März 2008 und der ersten Neubaustrecke im Juli zu ermöglichen.


> Im Forum: "Aktueller Umsetzungsstand bei Stadtbahn, Tram und S-Bahn"
> Info: Tram-Ausbau und Stadtbahn

(mps)

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