> Richtungsweisende Schienenverkehrsstudie ()
Wie bereits
weiter unten berichtet, ist die bereits länger angekündigte Untersuchung zur mittel- und langfristigen Weiterentwicklung des Schienennetzes im Großraum Innsbruck nun politisch beschlossen. Hier sollen die Untersuchungsgegenstände und die Auswirkungen der Studienergebnisse auf die künftige Verkehrspolitik detaillierter dargelegt werden.
Zunächst war eine zusammenfassende Studie zu allen bestehenden und künftig möglichen hochrangigen ÖV-Systemen im Gespräch; von ihr war auch in Artikeln hier auf
strassenbahn.tk mehrmals die Rede. Die bereits bekannte "Seilbahnstudie", die noch laufende "Trolleybusstudie" und eine Untersuchung zu den Meterspur- und Normalspurschienennetzen sollten in ihr unter anderem vergleichend zusammengefasst werden. Vorgesehen war dafür ein Budget von rund 750.000 €.
Nun wird mit einem Budget von 625.000 € der Fokus auf bereits konkretisierte Projekte und technische Systeme gelegt. Unter Federführung der Mobilitätsplanungsabteilung des Landes wurde ein Paket von mehreren politisch vorgegebenen Machbarkeitsstudien beauftragt; diese werden im Folgenden aufgelistet.
Im System
Tram/Stadtregionalbahn:
- Ausbau der Linie 6 und einer Zweiglinie der Linie 6 nach Aldrans: hierfür werden Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit verschiedener Ausbauvarianten der Linie 6 untersucht. Insbesondere wird die Entscheidungsgrundlage für eine Zweiglinie nach Aldrans im Form einer schnellen Stadtregionalbahn geschaffen – politisch nicht in Frage gestellt ist aber auch der Erhalt der alten Waldstrecke nach Igls.
Budget: 150.000 €.
- Verlängerung der Linie 5 von Rum nach Hall: die Machbarkeitsuntersuchung von 2007 wird auf den aktuellen Stand gebracht und vertieft. Laut gültiger Beschlusslage ist ein Beschluss für oder gegen den Bau der Verlängerung nach Hall zwei Jahre vor Inbetriebnahme Gesamtstrecke Rum – Völs zu treffen, nach heutigem Stand also spätestens 2023.
Budget: 50.000 €.
- Beschleunigung und Intervallverdichtung der Stubaitalbahn und ihre Verlängerung zum Wintersport-Gebiet bei Fulpmes und weiter nach Neustift: bereits seit Jahren vorhandene Trassierungsstudien werden mit dem Ziel der Begradigung und Intervallverdichtung zusammengefasst und eine Entscheidungsgrundlage zum "Upgrade" und zur Verlängerung der längsten Innsbrucker Vorortlinie wird erarbeitet.
Budget: 150.000 €.
- Netzerweiterungen der Straßenbahn in der Kernstadt gemäß der "Dekarbonisierungsstudie": hier werden Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit der verschiedenen Ausbauoptionen des Tramnetzes in der Kernstadt untersucht und ebenfalls Entscheidungsgrundlagen geschaffen – im Abgleich mit den zwei künftigen Systemen E-Bus und Trolleybus und den Untersuchungen dazu.
Budget: 100.000 €.
Im System
Seilbahn:
- "Urbane Seilbahn" Leipziger Platz – Olympiaworld – Patscherkofelbahn: die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit so einer Seilbahn, als Gesamtstrecke oder in Teilabschnitten, wird auch im Vergleich mit einer neuen Straßenbahnachse zwischen Olympiaworld und Leipziger Platz geprüft und eine politische Entscheidung ermöglicht.
Budget: 150.000 €.
Im System
Vollbahn:
- Dreigleisiger Ausbau der Strecke Hauptbahnhof – Hall für die S-Bahn: nur mit einem dritten Gleis sind in diesem Abschnitt weitere S-Bahnhöfe in Mühlau und Arzl möglich, auch wird damit Kapazität für die Fernbahn geschaffen, die mit dem Ausbau des Nahverkehrs verloren gegangen ist. Gemeinsam mit den ÖBB wird dafür eine Vorstudie ausgearbeitet.
Budget: 75.000 €.
Nach Fertigstellung der Studien müssen für manche Relationen Entscheidungen zwischen verschiedenen Systemen getroffen werden, etwa für die Anbindung des westlichen Mittelgebirges, für das es eine Vorstudie zu einer Stadtregionalbahn gibt, aber auch die aktuelle Machbarkeitsstudie zu einer regionalen Trolleybuslinie auf dieser Strecke. Ein weiteres Beispiel ist die Anbindung von Igls und der Patscherkofelbahn, die mit einer urbanen Seilbahn ebenso erfolgen könnte wie mit der Linie 6, deren Waldstrecke im Fall des Seilbahnbaues wohl auf Dauer eine reine Freizeit- oder sogar Museumsbahn bleiben würde – auch hierzu wird die konkrete Machbarkeitsstudie Klarheit schaffen.
In Regierungsbeschluss ist festgehalten:
Die Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur hat wesentliche Auswirkungen auf die Verkehrsmittelwahl und das Mobilitätsverhalten. Eine funktionierende, schnelle und gut ausgebaute Schieneninfrastruktur ist die Basis für ein nachhaltiges und dekarbonisiertes Verkehrssystem. Es ist daher essenziell, in Hinsicht auf die Anforderungen an ein klimaneutrales Mobilitätssystem die bestehenden Schieneninfrastrukturen im Zentralraum von Innsbruck einerseits auszubauen und im Netz zu ergänzen und andererseits mittel- und langfristig weiter in die Region hinauszuführen, um ein Rückgrat für ein modernes und leistungsfähiges Verkehrssystem aufzubauen. Entsprechend der Entschließung des Tiroler Landtages wurde durch das Amt der Tiroler Landesregierung eine Machbarkeitsstudie zum Thema „Alternative ÖV-Infrastrukturen im Innsbrucker Zentralraum“ durchgeführt und den Fraktionen des Tiroler Landtags sowie des Innsbrucker Gemeinderates präsentiert. Zudem wird dem Landtag eine Entschließung zum Ausbau der Schieneninfrastruktur im Zentralraum bei der kommenden Sitzung vorgelegt.
Alle Ergebnisse sollen bis Ende kommenden Jahres vorliegen.
Vertiefende Informationen
Interessierte können sich hier im Sinne politischer Transparenz eine Unterlage der Innsbrucker Grünen downloaden, die als fachliche Diskussionsgrundlage diente:
Untersuchungsgegenstände für die Schienenverkehrsstudie Großraum Innsbruck 2021
Die darin verlinkten Dokumente waren zum Teil nicht öffentlich und sind in der grünen Cloud nicht mehr verfügbar, einige davon sind jedoch leicht via Google zu finden.
Die Ergebnispräsentationen von Juni/Juli 2021 zur "Seilbahnstudie" und zur "Dekarbonisierungsstudie" sind auf der Seite
Downloads und offizielle Dokumente zum Download bereitgestellt. Die Trolleybusstudie ist noch nicht verfügbar.
> Politische Beschlüsse zu Schienenverkehrsstudie und Linie 6 ()
Die Innenstadtverlängerung der Linie 6 lässt bekanntlich noch ein wenig länger auf sich warten –
strassenbahn.tk berichtete erst letzten Monat.
Die auf
strassenbahn.tk schon mehrfach erwähnte sehr umfangreiche Schienenverkehrsstudie des Büros von LHStv. Ingrid Felipe wurde am vergangenen Montag, dem 15. November, von der Landesregierung nach einiger Verzögerung beschlossen und damit auf den Weg gebracht. Von ihr hängen auch verschiedene technische Parameter für die Innenstadtverlängerung der Linie 6 ab. Die Klärung dieser Fragen soll aber so rechtzeitig erfolgen, dass die verlängerte 6er im kommenden Jahr endlich realisiert werden kann. Die Studie, von den Grünen schon im Gemeinderatswahlkampf versprochen (siehe
hier zur Landtagswahl und
hier zur GR-Wahl), wird die mittel- und langfristige Entwicklung des öffentlichen Verkehrs mit Tram, S-Bahn und Seilbahn in und um Innsbruck vorgeben.
Ein fraktionenübergreifender Antrag des Stadtteilausschusses Igls unter dem Vorsitz von Bürgermeister Georg Willi zur Umsetzung der 6er-Verlängerung gemäß der Empfehlung der am 24. Jänner 2018 gegründeten und nach getaner Arbeit am 22. Oktober 2019 wieder aufgelösten gemeinderätlichen "Arbeitsgruppe Linie 6" wurde im heutigen Gemeinderat mit großer Mehrheit angenommen. Damit dürfte die Budgetierung dieser ersten Ausbaustufe der Linie 6 gesichert sein – der Budget-Gemeinderat tagt im Dezember.
Trotz einiger Unkenrufe und auch versuchter politischer Querschüsse von Bahngegnern und Bahngegnerinnen im Mittelgebirge und in einigen Organisationen bleibt die inzwischen über 121 Jahre alte Linie 6 somit weiter auf Kurs.
(mps)