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Bald werden die ersten neuen Schienen gelegt
Grober Bau-Etappenplan für 2010 liegt vor, Stadtbahn bis Hall bleibt Thema
01/27/2010

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Die seit 15 Jahren erste Erweiterung des Innsbrucker Tram-Netzes tritt in die Umsetzungsphase.

1995 war das nordseitige Gleis durch die Museumstraße und die doppelgleisige Strecke über Marktgraben - Marktplatz - Bürgerstraße als letzte größere Netzerweiterung neu gebaut worden.
In den Jahren danach folgten an Erweiterungsbauten nur noch einige Vorleistungen für den jetzt in die Umsetzungsphase eintretenden Tram-Ausbau.

Nun fällt nach zirka zehnjähriger Vorbereitung, mehreren darin enthaltenen Rückschlägen und zweijähriger Verzögerung der Ausbau des Innsbruckder Tramnetzes endlich der Startschuss für Österreichs größtes Tram- bzw. Stadtbahn-Projekt.

Neubaustreckenabschnitte 2010

Für das laufende Jahr sind, wie Projektleiter Ing. Harald Muhrer von den IVB uns mitteilte, bisher folgende Bauabschnitte vorgesehen:


Ob in diesem Jahr auch am Innrain gebaut wird - zumindest ein Richtungsgleis muss dort wegen noch durchzuführender Leituungsverlegearbeiten auf jeden Fall bis 2011 zurückgestellt werden - ist im Moment noch nicht klar.

Zur Zeit werden die Planungen für den während der verschiedenen Baumaßnahmen notwendigen Umleitungsverkehr erstellt.
Diese und alle weiteren Gleisbauarbeiten sollen bis September 2011 abgeschlossen sein.

Änderungen gegenüber dem hier dargestellten zeitlichen Ablauf können sich durchaus noch ergeben.

Die IVB als zentrale Instanz

Die IVB treten in der Umsetzung des "Regional- und Straßenbahnkonzepts" während der laufenden Projektphase in drei Funktionen auf: als Konzessionswerber gemäß Auftrag der städtischen Steuerungsgruppe, als Projektwerber sowie als Zuständiger für Planung und Errichtung, Bestandsaubau sowie Neubau von Streckenabschnitten und Infrastruktur. Das bedeutet: bei den IVB "laufen alle Fäden zusammen".
Erst in den danach folgenden Phasen soll eine eigene Projektierungsgesellschaft einige dieser Funktionen übernehmen.

Öffentlichkeitsarbeit gegen "Baustellenfrust"

Wie schon bei allen größeren IVB-Bauprojekten im letzten Jahrzehnt werden auch die Tram-Baumaßnahmen in diesem und den kommenden Jahren durch ausführliche Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.
Vorgesehen sind neben Medienkampagnen auch Stadtteilgespräche und eine Servicestelle am Magistrat, an die sich Bürgerinnen und Bürger in Zusammenhang mit den Bauarbeiten wenden können.
In der Öffentlichkeitsarbeit sollen nicht nur die notwendigen Gleisbauarbeiten, sondern auch begleitende Maßnahmen, wie z.B. Änderungen von Verkehrsachsen und Umgestaltungen des Stadtraums, berücksichtigt werden.

Komplizierteres Bauen im Zentrum

Die zentralen Streckenabschnitte sind aufgrund ihrer Lage im Herzen der Stadt besonders kompliziert umzusetzen. IVB-Geschäftsführer Martin Baltes dazu: "Im Moment beschäftigen wir uns (...) mit dem Herzstück der Regionalbahn. Dieses Herzstück wird im Vergleich mit den außen liegenden Streckenabschnitten die meisten Kosten aufgrund der sehr komplexen städtebaulichen und trassentechnischen Strukturen verursachen."

Es kann damit gerechnet werden, dass die ab 2012 folgenden weiteren Bauabschnitte außerhalb des Zentrums rascher umgesetzt werden können.

Gleise im Straßenraum statt auf Eigentrassen

Rund 40 Prozent der 2010 und 2011 zu errichtenden Gleis-Trassen werden sich den Straßenraum mit dem motorisierten Individualverkehr teilen müssen, was von Verkehrsexperten kritisch gesehen wird.

Dr. Reinhard Fischer, Amtvorstand der Magistratsabteilung III, Verkehrsplanung und Umwelt, zur Eigentrassen-Problematik: "(...) Deshalb ist die wesensgerechte Behandlung der Straßenbahn im Zusammenhang mit den hohen Investitionskosten wichtig. Die Straßenbahn muss schnell und bevorzugt durch den Straßenraum (...) geführt werden. (...) Zum anderen gilt für die straßenabhängige Bahn, dass fahrdynamisch günstige Trassierungen zu wählen sind, um möglichst hohe Fahrgeschwindigkeiten, wenn möglich auf eigenen Gleiskörpern, erreichen zu können. Dies gilt allerdings nur, wenn es die Straßenraumnutzung und die städtebaulichen Rahmenbedingungen zulassen. (...) Weiters wollen wir - wenn nur irgendwie möglich - die Straßenbahn vom motorisierten Individualverkehr trennen. Es sollen aber so genannte ÖV-Trassen geschaffen werden, das bedeutet eine gemeinsame Führung der Straßenbahn mit Bussen (...)."

Es wurden in der Innenstadt bei der Planung tatsächlich einige Kompromisse gemacht. Diese müssen aber nicht zwangsweise für alle Ewigkeit bestehen bleiben und dürften an einigen Stellen überhaupt erst die politische Akzeptanz ermöglicht haben. Zudem wird der Eigentrassen-Anteil auf den Neubaustrecken außerhalb des Zentrums deutlich größer sein.

Wie geht es nach 2011 weiter?

Fischer dazu: "Wir sehen (die Verlängerung der Linie 3, Anm.) (...) als notwendige Zwischenstufe mit dem Erfordernis einer raschen Fortsetzung."

Zum möglichen Problem in der Brunecker Straße, wo der Abbruch der alten Bahnpost zeitlich noch nicht festgelegt werden konnte, sagt Fischer: "(...) Es besteht auch die Gefahr, dass die Straßenbahnlinie 3 aufgrund einer baulichen Schwierigkeit nicht in beiden Richtungen über den Hauptbahnhof geführt werden kann".

Daraus kann abgeleitet werden, dass im schlechtesten Fall die nach Westen verlängerte Linie 3 zunächst über die Achse Museumstraße geführt wird.

Auf eine rasche Realisierung der gesamten Linie O und auch der Stadtbahnlinie von Völs bis Rum wird weiterhin kontinuierlich hingearbeitet werden. Die jährlich fließenden Millionen aus dem laufenden Finanzierungsvertrag geben dafür den Takt vor.

Die "Regionalbahn" als wichtiges Fernziel

Die vorgesehene Stadtbahnlinie Hall - Völs wird zumindest anfänglich gleich lange und gleich breite Fahrzeuge erhalten wie sie bereits jetzt im IVB-Fuhrpark vorhanden sind.
Da ein homogener Fuhrpark erklärtes Ziel der IVB ist, kann damit gerechnet werden, dass Bombardier mit dem Flexity Outlook bei der kommenden Ausschreibung wieder gute Chancen haben wird.

Zur Funktion der Stadtbahn sagt Dr. Leo Satzinger, Vorstand der Landesverkehrsplanung: "Das Regionalbahnprojekt ist Teil eines umfassenden (Verkehrs-, Anm.) Konzeptes (...) für den Zentralraum Innsbruck. Das Regionalbahnkonzept verfolgt die Zielsetzung, die Umlandgemeinden - konkret Völs, Rum und Hall - an die Stadt Innsbruck mit einer neuen Schieneninfrastruktur besser anzubinden. (...) Das Ziel ist im Prinzip, durch die (...) Regionalbahn mit den Verknüpfungspunkten Rum, Hauptbahnhof, Hötting und Völs ein Verkehrsnetz zu realisieren, bei dem es durch kurze Umstiege möglich ist, ein doch sehr großes Verkehrsangebot zu nützen. (...) Die Regionalbahn hat eine wichtige Zubringerfunktion zur Hauptbahn (S-Bahn, Anm.). (...) Das Ziel der Regionalbahn ist, dass sie mit der Hauptbahn (S-Bahn, Anm.) verknüpft wird. Vor allem die Trasse, die nördlich der bestehenden ÖBB-Trasse liegt, soll Siedlungsgebiete erschließen, welche derzeit nur mit Bussen angedient werden."

Die Funktion der S-Bahn im Zentralraum

Satzinger zur zweiten Ost-West-Schienenachse, der S-Bahn: "(...) Allerdings ist vorgesehen, noch weitere Angebotsverbesserungen auf dem bestehenden ÖBB-Netz durchzuführen. Weiters gibt es Planungen, auf der bestehenden Trasse, sowohl Richtung Hall als auch auf der Mittenwald-Strecke, neue, zusätzliche Haltepunkte zu errichten, um hier noch eine bessere Erschließung der Innsbrucker Stadtteile zu erreichen (...). (Eine, Anm.) S-Bahn-Studie wurde von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in Kooperation mit der Stadt Innsbruck, dem Land Tirol und dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) bearbeitet. Diese Studie hat ergeben, dass zusätzliche Haltepunkte sowohl technisch als auch betrieblich möglich sind. Das heißt, man kann auch neue, zusätzliche Haltepunkte mit einem engen Haltemuster von fünfzehn Minuten bedienen und einen sicheren Betrieb garantieren. Dieses S-Bahn-Konzept soll in den nächsten Jahren in der Umsetzung weiterverfolgt werden."

Stadtbahnabschnitt nach Hall

Auch die im derzeitigen Gesamtkonzept letzte Ausbaustufe, die Stadtbahnstrecke von Rum nach Hall, ist, trotz teils anderslautender Medienmeldungen (siehe dazu diverse Presseberichte vom 11. Januar 2010 bis 25. Januar 2010), nach wie vor Teil des Gesamtkonzepts.
Erst am 21. Jänner hat der Innsbrucker Gemeinderat über einen Antrag abgestimmt, nach dem der Stadtsenat beauftragt werden soll, über den Planungsverband für eine Festlegung der Trasse im Haller Gemeindegebiet zu sorgen. Das positive Ergebnis der Abstimmung kann als erneutes deutliches Commitment aller großen Fraktionen im Gemeinderat zum "ungekürzten" Stadtbahnprojekt gesehen werden.


> Offizielle Projektseite der IVB - "Jede Menge Tram Tram!"
> Erster Tram-Bauabschnitt: So sieht die finale Planung aus
> 29 Millionen Euro für Tram-Ausbau im Jahr 2010
> Tram-Bauvorbereitungen schreiten voran
> Diskussion zum Thema "Aktueller Umsetzungsstand bei Tram-Ausbau und Stadtbahn" im Forum

(mps, ivb, ii)

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