Die in letzter Zeit in Lokalmedien verbreiteten Gerüchte, wonach die Linie 6 von der Einstellung bedroht sei, sind unwahr.
Bereits im
Stadtblatt hat Mobilitätsstadtdrätin und Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider dieses Gerücht dementiert. Wie
strassenbahn.tk aus gut informierten politischen Kreisen weiß, gibt es keinerlei Absichten, die gerade in den letzten Jahren mit hohem Aufwand sanierte Überlandlinie stillzulegen.
Tatsächlich wurden zuletzt vor fünf Jahren seitens der Stadt Innsbruck und der IVB Überlegungen angestellt, die Linie 6 auf reinen Freizeitverkehr umzustellen,
strassenbahn.tk hatte im Mai 2010 zuletzt darüber berichtet. Diese Option steht nach wie vor im Raum, auch das würde aber bedeuten, dass die Strecke dauerhaft erhalten bleibt.
Als langfristige Maßnahme ist ein Ausbau der Linie 6 zur schnellen Stadtregionalbahn ins südöstliche Mittelgebirge mit abschnittsweiser Neutrassierung zur Anbindung der Orte Aldrans und Lans in Diskussion. Dazu gibt es jedoch noch keinerlei politische Beschlüsse oder konkrete Planungen. Ob und wie dieses Ziel konkretisiert werden kann, wird auch durch die Gemeinderatswahl im April 2018 und durch die sich voraussichtlich ändernden finanziellen Rahmenbedingungen durch den Weltklimavertrag bei Mitfinanzierungen lokaler Schienenprojekte durch den Bund mitbestimmt werden.
Meinung
Alle paar Jahre kochen erneut Gerüchte über eine Einstellung der Linie 6 hoch, einige Male war die Gefährdung auch schon real. Diesmal ist sie es nicht, da nur ein im Zuge einer Ideenfindung geäußerter Vorschlag publik geworden ist, aber auf lange Sicht ist die geschichtsträchtige und landschaftlich wunderschöne Wald-Tram für manchmal weniger als 100 Fahrgäste pro Tag nicht haltbar, zumal die IVB sie im öffentlichen Auftrag betreiben, der öffentliche Nutzen in dieser Form aber fraglich ist. Intensivere touristische Vermarktung wird sie ebenfalls nicht retten, da Freizeit- und Ausflugsverkehr saison- und witterungsabhängig ist.
Innsbrucks und Tirols gewählte Volksvertretungen haben schon vor eineinhalb Jahrzehnten ein klares Bekenntnis zum Ausbau des Schienennetzes der Landeshauptstadt abgelegt. Während laufende Ausbauprojekte die Vororte im Osten und den Westen der Stadt künftig ans Schienennetz anbinden und auch für das westliche Mittelgebirge entsprechende Überlegungen existieren, ist das östliche Mittelgebirge neben den MARTHA-Dörfern im Schienenkonzept für den Zentralraum noch nicht berücksichtigt worden. Als logische Fortführung des Tram-Ausbaus bietet sich die Nutzung der Linie 6 zur direkten Anbindung der einwohnerstarken Speckgürtelgemeinden Aldrans und Lans an, die zwar heute bereits von der Linie 6 berührt werden, aber mit viel zu weiten Fußwegen von den Haltestellen.
Dafür ist beginnend bei Schloß Ambras eine Neutrassierung nötig. Zusammen mit zwei bis drei weiteren Tramfahrzeugen für ein 15-Minuten-Intervall ist so ein Ausbau für grob geschätzt 30 Millionen Euro machbar - das ist der Preisbereich, in dem sich auch die zahlreichen Ortsumfahrungsstraßen im ganzen Bundesland bewegen, die trotz zweifelhaften Nutzens immer noch errichtet werden. Eine zur schnellen Stadtregionalbahn ausgebaute Linie 6 könnte die Buslinie 4134 in diesem Abschnitt ersetzen und zahlreiche Autofahrende aus dem Mittelgebirge auf die Bahn bringen.
Es ist ganz klar, dass eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik nicht zulassen kann, dass wertvolle Infrastruktur mit dem Potenzial, eine vierstellige Anzahl von Autos pro Tag von der Straße zu holen, auf Dauer brach liegt oder gar zerstört wird.
Der Ausbau der Linie 6 muss daher über kurz oder lang im Schienenkonzept für den Zentralraum verankert werden!
Manni Schneiderbauer