Langfristiger Zeitplan bis 2017
Der zuletzt vom Landesrechnungshof in seinem Bericht geforderte verbindliche Zeitplan für die Umsetzung aller bis jetzt politisch beschlossenen Neubaustrecken - strassenbahn.tk berichtete zuletzt im Jänner - könnte demnächst in Kraft treten.
Bisher waren die einzelnen Bauetappen des über 400 Millionen Euro teuren Gesamtprojekts als, wenn auch zusammenhängende, Einzelprojekte realisiert worden. Die Projektkoordination wurde von den IVB selbst übernommen, nachdem die Politik sich nicht auf die Gründung einer Projektierungsgesellschaft einigen konnte.
Den bisher vorliegenden Informationen zufolge wird das bereits von IVB-Geschäftsführer Martin Baltes geplante Fertigstellungsjahr 2018 um ein halbes Jahr auf Mitte 2017 vorverlegt. Bis dahin sollen die gesamte Linie O sowie die Stadtbahnstrecken nach Völs und Rum realisiert sein.
Es zeichnet sich außerdem ab, dass die Koordination der Bauarbeiten von einem Konsortium aus fünf Unternehmen durchgeführt werden soll. Die Auswahl der Baufirmen findet demnächst im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung statt.
Der nun in Aussicht gestellte straffe Zeitplan entspricht in etwa den Vorgaben der Machbarkeitsstudie von ILF, die die Grundlage für die politischen Beschlüsse seit 2007 bildete.
Weiterer Netzausbau
Tritt dieser Zeitplan tatsächlich in Kraft, wird voraussichtlich 2015 das Jahr sein, in dem vom Landtag die verbindliche Entscheidung für oder gegen den Bau der Stadtbahnstrecke von Rum nach Hall zu fällen ist. Die politische Beschlusslage sieht vor, dass diese Entscheidung zwei Jahre vor Fertigstellung der Stadtbahnstrecke O-Dorf - Rum getroffen werden muss.
Damit könnte der Weiterbau bis Hall 2018 beginnen und 2020 abgeschlossen sein. Danach, oder auch währenddessen, könnte noch die Realisierung der Linie 3 zum Steinbockweg als Ersatz des Westastes der Buslinie R folgen, die, wie auch die Strecke nach Hall, bisher nur in politischen Grundsatzbeschlüssen festgehalten wurde, aber im Gesamtkonzept enthalten ist.
Derzeit in Arbeit
Im Moment laufen die Bauvorbereitungen für die Bauetappe 1a des Westkorridors bis zum Fischerhäuslweg in Hötting. Gleichzeitig wird die Einreichplanung für die nächste Bauetappe nach Westen ab 2013 und den Abschnitt Sillpark - Leipziger Platz vorbereitet. Für die Stadtbahnstrecke Technik-West bis Völs wird an der Trassenfindung gearbeitet, der bisher geplante Tunnelabschnitt im Bereich westlich des Einkaufszentrum CYTA könnte dabei einer alternativen Trassenführung an der Oberfläche weichen.
Kurz vor den Wahlen: Politische Zustimmung besteht weiter
Seit 2001 finden Beschlussanträge zum Ausbau des Tramnetzes in Stadt Innsbruck und Land Tirol breite politische Mehrheiten. Trotz der nun bereits seit mehreren Jahren bestehenden Baustellen, die immer wieder für Unmut in der Bevölkerung sorgen, stehen die Regierungsparteien auch im Wahlkampf weiterhin zum Tram-Ausbau.
Wenige Tage vor den Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen am 15. April bekannte sich die regierende und erneut für dieses Amt kandidierende Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer von der Fraktion Für Innsbruck erneut klar zum Tram-Ausbau, den sie sogar zum Thema ihres Abschluss-Statements in einer TV-Konfrontation machte:
"(...) Mir wäre noch ganz wichtig, ein Thema anzusprechen, (...) da geht's um das Straßenbahnprojekt, (...) wer steht zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs, wer steht auch zum Straßenbahn-Ausbau, denn diesen jetzt mittendrin zu stoppen, nachdem man wohlüberlegt im Gemeinderat in vielen Projektgruppen dieses Projekt auf die Schiene gebracht hat (...) auch das ist für mich verlässliche Politik (...)."
Von der Bürgermeisterin auf seine angebliche Ablehnung des weiteren Tram-Ausbaues angesprochen, bestritt der Bürgermeisterkandidat der in einer Koalition mitregierenden ÖVP, Christoph Platzgummer, derartige Absichten. (ORF Pressestunde, 1. April 2012)
In einer Radiodiskussion in ORF OE2 am 3. April befürwortete auch Platzgummer die Weiterführung des Tram-Ausbaues und forderte die Umsetzung der Forderungen des Landesrechnungshofes.
Die dritte Fraktion in der Regierungskoalition, die derzeit außerdem den Verkehrsstadtrat stellt, ist die SPÖ. Bürgermeisterkandidatin und
Tiefbaustadträtin Marie-Luise Pokorny-Reitter in der selben Radiodiskussion:
"Natürlich ist es für uns (...) das Allerwichtigste, dass der öffentliche Personennahverkehr gefördert wird und dass er auch seine Gleise und seine
Schienen bekommt in Form der Straßenbahn, wir sind ja jetzt mitten im Neubau der Straßenbahn (...) hinaus bis zur Technik und in weiterer Folge wird sie dann auch hinunter ins Olympische Dorf kommen. Das ist eine teure Form des
öffentlichen Personennahverkehrs (...), trotzdem haben wir uns im Gemeinderat vor ca. zehn Jahren entschieden, dass wir auf die Straßenbahn umsteigen wollen und die Busse nur mehr für die Bereiche verwenden, wo wir mit einer Straßenbahn nicht fahren können, wo auch das Verkehrsaufkommen nicht so groß ist. Überall
dort, wo wir sehr, sehr viele Leute transportieren müssen, und das ist von
Osten nach Westen und (...) von Norden nach Süden, brauchen wir die Straßenbahn und haben wir uns entschieden, diese auszubauen. Das bringt andererseits neben den Baustellenbelastungen auch (...) eine Verbesserung der Arbeitsplatzsituation (...), das darf man nicht übersehen. (...)".
In aktuellen Umfragen liegen die drei Regierungsparteien FI, SPÖ und ÖVP in etwa gleichauf mit den Grünen, die mit Bürgermeisterkandidatin Sonja Pitscheider von der Oppositions- auf die Regierungsbank wechseln wollen. Die Grünen befürworten den Tram-Ausbau und sind seit Jahren treibende Kraft hinter seiner Fortführung.
Abgelehnt wird der Schienenausbau damit auch weiterhin nur von den Kleinfraktionen Liste Federspiel und FPÖ, die bereits seit Jahren mittels entsprechender Pressemitteilungen und politischer Initiativen versuchen, den Tram-Ausbau zu torpedieren.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Stadtregierung sich auch nach den Wahlen Mitte April ausschließlich aus Mitgliedern jener Parteien zusammensetzen, die den Tram-Ausbau befürworten.