Verkehrsstadtrat Walter Peer hatte es bereits über die Medien angekündigt - strassenbahn.tk berichtete: noch in diesem Monat sollen nun endlich, mit einer Verspätung von rund eineinhalb Jahren, erstmals Baumaschinen für die ersten Bauabschnitt von Innsbrucks größtem Verkehrs- und Österreichs größtem Tram-Ausbauprojekt auffahren - allerdings zunächst nur für Leitungsbauarbeiten.
Der Trassenbau selbst beginnt erst im März nächsten Jahres, die ersten Gleise sollen dann ab Mai gelegt werden. Es ist nicht auszuschließen, dass die ersten Trassenbauarbeiten bereits früher, im Herbst, anlaufen - die Politik drängt jedenfalls auf die schnellstmögliche Umsetzung mit dem Ziel einer Inbetriebnahme der nach Westen verlängerten Linie 3 im Herbst des kommenden Jahres.
Ebensowenig auszuschließen sind allerdings weitere Verzögerungen durch die Behördenverfahren.
Nach der erfolgten Bewilligung des Konzessionsantrags, der auch die erste Neubaustrecke von der Innenstadt bis zum "Qwest", dem künftigen Einkaufszentrum und Gymnasium am ehemaligen Linser-Areal, durch den Stadtsenat am 8. Juli wurde am 9. Juli der Gemeinderat über den aktuellen Planungsstand und den weiteren Zeitplan informiert.
Max Aistleitner hat exklusiv für strassenbahn.tk die Details der Gemeinderatssitzung festgehalten.
Politik entscheidet nun halbjährlich
In der jetzt beginnenden Umsetzungsphase werden die politischen Gremien einmal im Halbjahr Grundsatzbeschlüsse über das weitere Vorgehen fassen.
Die dafür notwendigen Entscheidungsgrundlagen werden von den bereits arbeitenden zwei Steuerungsgruppen, der politischen und der planerisch-technischen, geliefert.
Nach wie vor Völs bis Hall im Endausbau
Am ursprünglichen Konzept - der Straßenbahnlinie O vom Olympischen Dorf über Reichenau, Pradl, Museumstraße, Innrain, Höttinger Au zu den zwei Endpunkten Karl-Innerebner-Straße und Peerhofsiedlung, sowie der Stadtbahn von Rumer Hof über den Hauptbahnhof und den Innenstadtring bis zur Technischen Fakultät - wird nach wie vor festgehalten.
Die derzeitigen Planungen beschränken sich allerdings auf den Bereich Rumer Hof bis Technik. Der Abschnitt Technik bis Völs ist der letzte politisch bereits beschlossene, über den Streckenabschnitt nach Hall muss bekanntlich im Jahr 2013 gesondert politisch entschieden werden, für den Ast der Linie 3 zum Steinbockweg gibt es überhaupt erst einen Grundsatzbeschluss.
Regionales Gesamtkonzept S-Bahn, Stadtbahn und Regionalbus wird weiterverfolgt
Ergänzend zum Tram- und Stadtbahnbau befindet sich das S-Bahn-Konzept von ÖBB und VVT bereits in Umsetzung. Die Eröffnung der neuen Linie S3 auf der Strecke der Mittenwaldbahn ist für Dezember vorgesehen. Dies, sowie die erforderlichen neuen Stationen, die Versetzung bestehender Stationen zur Verknüpfung mit Stadtbahn und Stadtverkehr (beim Bahnhof Hötting und in Allerheiligen) sowie Erweiterungen der S-Bahn, die eine Taktverdichtung auf 15 Minuten ergeben, sind noch zwischen VVT, ÖBB und Stadt Innsbruck in Verhandlung.
Das bereits darauf abgestimmte neue Durchmesserlinien-Regionalbusnetz soll Ende August oder Anfang September in einer ersten Ausbaustufe starten.
Fahrplananpassungen wegen geändertem Taktknoten
Die ÖBB wird den Fernverkehrs-Taktknoten in Innsbruck-Hauptbahnhof auf die Minute Null legen. Bestehende und zukünftige Fahrpläne von S-Bahn, Stadtbahn, Tram und Bussen werden sich, sofern sinnvoll, daran orientieren.
ILF-Planungen wurden optimiert
Die ursprüngliche Planung von ILF wurde optimiert, es sollen dabei die "bestmöglichen Kompromisse" gefunden worden sein. Nach Bekanntwerden der Trassenplanungen war öffentlich Kritik laut geworden, weil Straßenbahn und Stadtbahn sich zu häufig das Straßenplanum mit dem Individualverkehr teilen mussten.
An einigen Stellen konnten zusätzliche Eigentrassen ermöglicht werden. So zum Beispiel bei der Triumphpforte, wo das in Richtung Hauptbahnhof führende Gleis in den Fußgängerbereich hinter der Baumreihe einschwenkt und dort auch die Haltestelle situiert wird. An anderen Stellen, wie z.B. nördlich der Universitätsbrücke, sollen zusätzliche Signalanlagen der Bahn die ungehinderte Durchfahrt ermöglichen.
Im besonders kritischen Bereich der Kreuzung Amraser Straße - Museumstraße - Brunecker Straße - Ing.-Etzel-Straße wird die vom Individualverkehr getrennte Trasse durch Verlegen der Linksabbiegerspur zwischen die Gleiskörper ermöglicht.
Straßenbahn, Stadtbahn und Busse fahren somit auch von Leipziger Platz bis Brunecker Straße ohne Behinderung durch den Autoverkehr.
Straßenbahn und Stadtbahn: Erster Bauabschnitt in Etappen
Der erste Bauabschnitt umfasst entgegen den ursprünglichen Planungen die Trassen von Leipziger Platz über Sillpark, Brunecker Straße, Hauptbahnhof über Anichstraße bis zur Universitätsklinik, ein Verbindungsgleis von der Haltestelle Marktplatz über den Innrain zur Universitätsklinik sowie die Trasse von der Universitätsklinik bis zum "Linser-Areal".
Alle Bauarbeiten sollen so schnell wie möglich durchgeführt werden. Das sogenannte "Ho-Ruck-Verfahren", in dem im Schichtbetrieb teilweise 24 Stunden gearbeitet wird, wurde bereits bei den Gleisbauarbeiten der letzten Jahre angewandt - es wird wohl auch hier zur Anwendung kommen.
Bereits fertiggestellt sind die Vorplanungen für die Abschnitte Marktplatz bis Universitätsklinik und den Bereich Leipziger Platz bis Sillpark.
Nach Fertigstellung noch ausstehender Gutachten werden diese dem Stadtsenat zur Genehmigung vorgelegt. Es ist anzunehmen, dass dort als erstes gebaut wird.
Die Detailplanungen sollen bis September, spätestens Oktober fertig gestellt sein.
Mit Projektmanagement und Betrieb wurden die Innsbrucker
Verkehrsbetriebe inzwischen beauftragt.
Der Zeitplan für den gesamten Trassenbau soll bis August vorliegen.
Bevölkerung soll wieder informiert werden
Wie schon bei vergangenen Großbaustellen, soll auch dieses Mal wieder die betroffene Bevölkerung in den Stadtteilen rechtzeitig und detailliert über die Bauarbeiten informiert werden.
Landes-Behördenverfahren noch ausständig
Der positive Bescheid für die Straßen- und Gleisbauarbeiten wird für August erwartet, die erforderlichen Genehmigungen für den Gleisbau bis Ende September, die Bewilligung der neuen bzw. geänderten Straßenbahn-Konzession im Herbst - die Konzession für die Stadtbahn (Hall)-Rum-Völs ist davon unabhängig.