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Startet der Tram-Ausbau dieses Jahr?
Zeit läuft davon: Planungsarbeiten wieder aufgenommen, aber erneut politische Konflikte
01/28/2009
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Linie 3 vor dem künftigen Gymnasium
am ehemaligen Linser-Areal:
wird sie Ende 2010 wirklich rollen?
Fotomontage: www.strassenbahn.tk
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Mehr als ein Jahr nach den letzten politischen Grundsatzbeschlüssen - strassenbahn.tk berichtete - wurde immer noch kein konkreter Termin für den ursprünglich für Mitte 2008 angesetzten Baubeginn des ersten Teilabschnitts der sogenannten Regionalbahn und der Straßenbahnlinie O genannt.
Die 2007 im Auftrag des Landes Tirol erstellte vertiefende Machbarkeitsstudie mit Betriebssimulation hatte ergeben, dass die zentrale Ost-West-Trasse technisch machbar ist. Vorgaben der Stadt Innsbruck hatten allerdings dazu geführt, dass der Nebenbahncharakter der Trassierung teils aufgeweicht wurde, wodurch die Förderung von seiten des Bundes in Frage gestellt wurde.
Die Stadtbahn als Nebenbahn
Da für Meterspurbahnen in Österreich keine gesetzlich festgelegten Standards existieren, mussten die Trassierungsparameter in Zusammenarbeit mit der Eisenbahnbehörde eigens festgelegt werden. Um eine förderungswürdige Nebenbahn zu sein, muss die Trasse mit Sicherheitsabstand und ggf. Sicherheitseinrichtungen getrennt vom restlichen Verkehr verlaufen, alle Kreuzungen müssen gesichert sein, die Bahn absoluten Vorrang genießen.
Die städtische Verkehrsplanung wird dadurch vor das Problem gestellt, dass teilweise Fahrspuren für den Autoverkehr und Parkflächen gestrichen werden müssen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass eine solche Art der Trassierung bei fast allen aktuellen Stadtbahnprojekten in anderen Städten Standard ist - eine solche Umsetzung hängt letztlich nur vom politischen Willen ab.
Finanzierungskonzept ohne Bundesanteil,
wie Ende 2007 von Stadt und Land beschlossen
Quelle: Stadt Innsbruck
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Am 25. Jänner kündigte Verkehrsstadtrat Walter Peer in der Tiroler Tageszeitung an, dass die Stadt notfalls auch auf die Bundesgelder verzichten wolle, um die Trasse nach ihren Vorstellungen realisieren zu können. Gleichzeitig hob er, wegen der Zeitknappheit unter Zugzwang stehend, den magistratsinternen Planungsstopp auf.
Bereits zwei Tage später konterte Bürgermeisterin Hilde Zach, ebenfalls via TT: sie wolle am Nebenbahncharakter festhalten, vor den Umsetzungsschwierigkeiten schrecke sie nicht zurück, diese seien bei einem derartigen Großprojekt normal.
Laut Verkehrsstadt Peer würde die Umsetzung des Gesamtprojekts, wie Ende 2007 beschlossen, nach den Anforderungen der Eisenbahnbehörde rund 60 Millionen Euro mehr als ursprünglich kosten, also rund 431 Millionen Euro, wobei derzeit noch unklar ist, wodurch genau diese Kosten entstehen würden.
Die Projektierungs- und Errichtungsgesellschaft Innbahn soll inzwischen allerdings kurz vor der Gründung stehen, dem Vernehmen nach laufen die Verhandlungen zwischen Stadt Innsbruck, Land Tirol, IVB, IKB und TIWAG und könnten bereits in den nächsten Tagen abgeschlossen sein.
Den IVB läuft indes die Zeit davon: schon in wenigen Monaten werden alle 32 bestellten Flexity-Outlook-Straßenbahnen geliefert sein, die Straßenbahn-Abstellhalle in der Pastorstraße ist dann bis auf zwei Hallengleise voll belegt.
Für die Linie O sind darin zehn Bahnen enthalten, für diese werden aber - je nach Betriebsmodus - insgesamt 12 bis 18 Bahnen benötigt. Auf den verbliebenen zwei Gleisen finden maximal fünf weitere Bahnen Platz.
Die zweite Straßenbahn-Abstellhalle soll nach dem beschlossenen Ablauf nun nicht bereits gleichzeitig mit dem Ostast der Linie O, sondern erst mit der Stadtbahn nach Völs errichtet werden.
Zweiter Stadtbahn- und Straßenbahnbetriebshof der IVB
Im Zuge der Vorplanung wurden folgende Standorte für den zweiten Betriebshof überprüft und bewertet, die am besten bewerteten stehen am Anfang der Auflistung:
- Höttinger Au, Technikerstraße West (integriert in einen Erweiterungsbau der Universität)
- Höttinger Au, Technikerstraße Ost (gegenüber der Einmündung der Technikerstr in die Kranebitter Allee)
- Neu-Rum, Siemensstraße (östlich des Metro)
- Rossau, Baubezirksamt (trotz langer Zulaufstrecke günstiger Standort, weil der Grund bereits dem Land gehört)
- Amras, südlich des Kriegerfriedhofs
- Hall, Straub-Kaserne
Diese Standorte sind noch "im Rennen" - bereits ausgeschieden wegen anderweitiger Nutzung sind Eugenkaserne, Sonnpark und Linserareal.
Kommt einer der ersten beiden Standorte, könnte die Errichtung vorgezogen werden, das Platzproblem der IVB wäre damit gelöst.
Doch auch die bestehende Gleisnetz-Infrastruktur leidet unter der Verzögerung: schon seit Jahren müssten die gesamten Gleisanlagen im Kreuzungsbereich Brunecker Straße / Museumstraße / Ing.-Etzel-Straße erneuert werden. In den Jahren 2007 und 2008 kam es dort wegen der starken Abnutzung zu mehreren Schienenbrüchen. Die Erneuerung wurde jedoch zurückgestellt, weil diese komplexe Gleiskreuzung mit dem Straßenbahn-Ausbau komplett umgebaut werden muss.
Die grundsätzlichen Vorkehrungen sind jedenfalls getroffen: sowohl beim Bau der neuen Uni-Bibliothek als auch bei der bereits laufenden Bebauung des Linser-Areals und in der Brunecker Straße, wo ein Bürohochhaus entstehen soll, wurde die Stadtbahn-Trasse berücksichtigt.
Im Bereich des Linserareals ist am Nordrand eine Fläche von rund 1.800 qm für die Bahntrasse, die dort auch eine Wendestelle enthalten wird, reserviert. Die künftige westseitige Endhaltestelle der Linie 3 und das Ende des ersten Teilabschnitts wird sich auf Höhe der Firma "Schuler" befinden.
Auch beim vierspurigen Ausbau der Haller Straße wurde die Stadtbahn berücksichtigt, dort soll die Trasse südlich der Straße verlaufen.
Ebenfalls berücksichtigt wurde die Bahn bei allen Leitungsverlegearbeiten der IKB in den letzten Jahren, wie beispielsweise jenen in der Höttinger Au oder in der Layrstraße.
Dem Vernehmen nach rückt bei rascher Fertigstellung der Detailplanungen und rechtzeitiger Erteilung der Konzession ein Baubeginn im Mai für die Strecke Innrain bis Linser-Areal in den Bereich des Möglichen. Damit könnte das Vorhaben, diesen Streckenabschnitt, wie ursprünglich geplant als Verlängerung der Linie 3 Ende 2010 in Betrieb zu nehmen, doch noch gelingen. Ob das der Fall ist, wird davon abhängen, wie schnell man sich stadtintern nun einig wird.
(mps)
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