Übersicht
Anpassungen an allen Ecken und Enden
Neufahrzeugbeschaffung und andere aktuelle Entwicklungen beim Tram-Ausbau
06/19/2005

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Während die Bestandsstrecken für die neue Generation von Straßenbahnfahrzeugen angepaßt werden, werden bei den IVB und in den verschiedenen Projektgruppen die Neufahrzeugbeschaffung und die ersten größeren Beschleunigungs- und Ausbaumaßnahmen vorbereitet. Einige neue Details wurden bei einer Infoveranstaltung der Grünen in Hötting-West am 16. Juni 2005 bekannt.

Neufahrzeugbeschaffung: Variobahn als Konkurrent für Flexity Outlook
Entgegen der bisher weit verbreiteten Meinung, dass Bombardier Transportation mit dem Modell Flexity Outlook so gut wie konkurrenzlos wäre, hat sich inzwischen herausgestellt, dass Stadler Rail mit der Variobahn ebenfalls gute Chancen hat, den Zuschlag für den Bau von Innsbrucks neuen Niederflur-Trams zu bekommen.
Am 13. Juni befanden sich Bürgermeisterin Hilde Zach und Vizebürgermeister Eugen Sprenger in Helsinki, um die dort laufenden Straßenbahnen des Typs Variobahn, die dort seit 1999 in Betrieb sind, zu begutachten. Im Vorfeld waren TechnikerInnen der IVB bereits mehrere Tage lang in Helsinki gewesen, um die Bahnen zu testen. Das war deshalb notwendig, weil aus rechtlichen Gründen kein Fahrzeug zu Probezwecken nach Innsbruck überstellt werden konnte.
Experten zufolge weist die Variobahn im Vergleich zum Flexity Outlook vor allem folgende Unterschiede auf:

Medienmeldungen der letzten Tage, denen zufolge die Variobahn jetzt von den IVB favorisiert würde, weil sie der Bürgermeisterin besser gefalle, sind allerdings als unseriös einzustufen. Die Entscheidung, welcher Hersteller den Zuschlag erhält, wird nicht von der Bürgermeisterin, sondern von den zuständigen Gremien und ausschließlich aufgrund technischer und ökonomischer Faktoren getroffen werden.
Jedenfalls ist die Einhaltung des ursprünglichen Zeitplans nicht mehr gesichert - Ende 2006 sollten die ersten Niederflurbahnen in Betrieb gehen. IVB-Geschäftsführer Martin Baltes dazu: "Ich hoffe, dass wir den Zeitplan noch einhalten können".

Neubaustrecke Bergisel-Hauptbahnhof der Linie STB gilt offiziell als "zurückgestellt"
Bisher war nur gerüchteweise zu vernehmen, dass die Errichtung dieser Neubaustrecke, für die ja bereits im Vorfeld am neuen Hauptbahnhofsvorplatz ein komplexer Gleisknoten errichtet wurde, nicht ganz gestrichen, sondern nur zurückgestellt wurde. Inzwischen vertreten die IVB auch offiziell diesen Standpunkt.

Nebenbahnkonzession für innerstädtische Stadtregionalbahn-Strecken wird angestrebt
Bei den IVB bemüht man sich derzeit, für die von den Stadtregionalbahnlinien (STB und künftig Ost-West-Stadtregionalbahn) mitbefahrenen Straßenbahn-Strecken Nebenbahnkonzessionen zu bekommen. Dadurch würde die Errichtung besserer Infrastruktur, wie eigenen Gleiskörpern und Kreuzungen mit Null-Wartezeit-Regelung, erheblich vereinfacht. Dies gilt insbesondere auch für die innerstädtischen Streckenabschnitte der Linie STB und ist Voraussetzung für die Einführung des 30-Minuten-Intervalls bis Kreith. Sollten die Konzessionen erteilt werden, ist man für die Beschleunigingsmaßnahmen nicht mehr vom Goodwill der Politik abhängig - gesetzliche Vorschriften würden dann die schnelle Realisierung ermöglichen, wovon auch die anderen (Straßenbahn-)Linien stark profitieren würden.

Fahrgastzahlen steigen jährlich um ca. 2% - Berechnungen müssen angepasst werden
Die inzwischen schon mehrere Jahre alten ersten Planungen müssen hinsichtlich der Kapazität der Neubaustrecken und der Neufahrzeuge den aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Die Fahrgastzahlen von Innsbrucks öffentlichen Verkehrsmitteln steigen, weswegen einige Änderungen gegenüber den bekannten Plänen zu erwarten sind - Strecken und Fahrzeuge müssen gegenüber den ursprünglichen Planungen für höhere Fahrgastkapazität ausgelegt werden. IVB-GF Martin Baltes zufolge ist auch während der laufenden Umsetzung ständig mit Anpassungen zu rechnen.
Betreffen könnte dies, so die Einschätzung von strassenbahn.tk, die Länge der Neufahrzeuge, die Situierung von Überholgleisen und die Koordination der Fahrzeuge.

Innsbruck hat nur noch eine Obuslinie
Seit den Bauarbeiten in der Anichstraße wird auf der Linie R nicht mehr elektrisch gefahren. Tatsächlich wurden die Bauarbeiten zum Anlass genommen, die Umstellung auf Dieselbusse offiziell zu machen - die Geschichte der Linie R als Obuslinie endet(e) somit im Jahr 2005.

Hall will Streckenführung zum Oberen Stadtplatz
Laut Leo Satzinger, Direktor der Landesabteilung Verkehrsplanung, würde die Gemeinde Hall eine Streckenführung der Ost-West-Stadtregionalbahn zum Oberen Stadtplatz bevorzugen.

Umweltvertraäglichkeitsprüfverfahren sollen Anfang 2007 beginnen
Die Erstellung der Einreichplanungen, die Anfang Juli beginnen sollen, und die Konzessionierung der Neubaustrecken sollen bis Ende des Jahres 2006 abgeschlossen sein, so dass Anfang 2007 mit der Abwicklung der UVP-Verfahren, Martin Baltes zufolge sind mehrere notwendig, begonnen werden kann. Damit bleibt die Eröffnung der ersten Neubaustrecken nach Allerheiligen und in die Peerhofsiedlung im Jahr 2008 realistisch.
Mit den Vorort-Gemeinden Hall, Rum, Thaur und Völs werden erste konkrete Trassen-Verhandlungen im September beginnen. Bis dahin sollen die planerische Grundlagen für diese Verhandlungen erarbeitet sein.

Beschaffung von ausschließlich Zweirichtungswagen gesichert
In der Ausschreibung waren noch Ein- und Zweirichtungswagen enthalten, inzwischen ist es sicher, dass ausschließlich Zweirichtungsfahrzeuge beschafft werden.

Zusammenarbeit zwischen IVB und Wirtschaft beim Straßenbahnausbau zeigen Wirkung
Nach anfänglichen Widerständen zeigen sich von den derzeitigen Baumaßnahmen Betroffene nun kooperativ - auch der Einzelhandel erkennt, dass die gute Erreichbarkeit mit der Straßenbahn gut fürs Geschäft ist. Erste konkrete Auswirkung dessen war der Verzicht der Verlegung der Straßenbahnhaltestelle Maximilianstraße Richtung Marktplatz auf die Insel vor dem Landesgericht - die InhaberInnen der Geschäfte möchten die Haltestelle lieber weiterhin vor der Tür haben, da sie dies als der Kundenfrequenz zuträglich erkannt haben. Wie strassenbahn.tk berichtete, wird die neue Haltestelle diesen Sommer nun doch an gleicher Stelle wiedererrichtet.

Eingleisige Streckenabschnitte auf den Neubaustrecken
Aufgrund räumlicher Gegebenheiten soll es auf den Straßenbahn-Neubaustrecken einige eingleisige Streckenabschnitte geben. Unter anderem sind davon die Auffahrt nach Allerheiligen, die Stichstrecke in die Peerhofsiedlung und der Streckenabschnitt Karl-Innerebner-Straße betroffen, aber auch die Kranebitter Allee, allerdings nicht zwischen Vögelebichl und Technikerstraße, wo die Trasse zwischen Allee und Flughafengelände verlaufen wird.

Umplanung in Völs möglich
Die Streckenführung der Stadtregionalbahn in Völs wird sich möglicherweise ändern - die bisherigen Planungen sahen eine Trasse eentlang der Seestraße vor. Diese war wegen der Weiterführung nach Kematen vorgesehen gewesen, die nun aber nicht mehr zur Diskussion steht. Möglicherweise könnten nun stattdessen die einwohnerintensiven Wohngebiete im Osten von Völs besser erschlossen werden.


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(IVB, mps)

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