Übersicht
Vorerst kein 15-Minuten-Intervall für die Stubaitalbahn
Alte Pläne müssen überarbeitet werden, Gleissanierung bindet die Geldmittel, weitere Fahrgastzahlenentwicklung wird abgewartet
10/24/2010
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Schon 1989, wenige Jahre nach der 1983 erfolgten Umstellung der Stubaitalbahn auf Gleichstrom und einen damals zeitgemäßeren Fuhrpark sowie ihrer Verlängerung zum Hauptbahnhof, tauchte in der Landespolitik erstmals die Idee einer weiteren Verbesserung von Innsbrucks südlicher Vorortbahn durch Beschleunigungsmaßnahmen im Überlandbereich auf. 1994 wurde dazu eine Studie fertiggestellt, in der Fahrzeitverkürzungen durch Streckenbegradigungen untersucht wurden.
Die Überlandstrecke ist aufgrund der Rücksichtnahme auf
Grundstücksgrenzen an vielen Stellen wesentlich kurviger,
als sie trassierungstechnisch eigentlich sein müsste
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Warum ist die Stubaitalbahn so kurvenreich?
Zur Zeit der Errichtung dieser Bahnlinie am Beginn des 20. Jahrhunderts waren Höchstgeschwindigkeiten von 25 bis 30 km/h bei Nebenbahnen gängig, die zahlreichen Gleisbögen stellen deshalb aus damaliger Sicht keinen großen Störfaktor dar. Zudem wollte man den Bahnbau schnell zu Ende bringen und Kosten sparen - die Ablöse von Grundstücken hätte viel Zeit und Geld benötigt.
Niemand ahnte damals, dass Innsbrucks Vororte im südlichen Mittelgebirge, allen voran Mutters, sich von damals ausschließlich landwirtschaftlich geprägten Dörfern zu einwohnerstarken Vorortsiedlungen entwickeln und die Bedeutung der Linie 100 Jahre später nochmals stark zunehmen und damit neue Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Bahnlinie stellen würde.
Bereits umgesetzte Serviceverbesserungen
2005 wurde von der Landespolitik als erste Verbesserung eine Verdichtung des schlecht merkbaren 50-Minuten-Intervalls auf ein Halbstundenintervall lanciert. Dazu wollte man die Fahrzeit zwischen Hauptbahnhof und Stubaitalbahnhof durch Bau einer Verbindungsstrecke entlang Südbahnstraße und Leopoldstraße verkürzen. Der Sinn dieser Strecke wurde aber von vielen Seiten in Frage gestellt und ihr Bau schließlich auf unbekannte Zeit zurückgestellt, und so liegt heute ein als Vorleistung bereits aufwändig neu gebauter Gleisknoten ungenutzt im Asphalt des Südtiroler Platzes.
Alle Details aus dieser Zeit können im News-Archiv von strassenbahn.tk nachgelesen werden.
Das 30-Minuten-Intervall wurde dennoch mit 1. Juni 2008 eingeführt. Als nächstes erfolgte die Runderneuerung des gesamten Fuhrparks. Nach der 2009 binnen weniger Wochen erfolgten Umstellung auf Neufahrzeuge wurde es aber ruhig um die zunächst politisch angekündigt gewesenen weiteren Verbesserungsmaßnahmen.
Wir haben uns bei einigen offiziellen Stellen erkundigt, welche Aussichten für die Linie STB in den nächsten Jahren bestehen.
Fahrgastzahlen und Kilometerleistung 2000-2009 der Linie STB
Quelle: Landesverkehrsplanung Tirol
Große Probleme mit dem Schienenverschleiß
Nach Umstellung auf die Niederflurfahrzeuge kristallisierte sich schnell heraus, dass die 100%-Niederflur-Technik und die höheren Achslasten für das leichte Schienenmaterial zum Problem werden würden. Der hohe Verschleiß ließ insbesondere die Innenkanten der Schienenköpfe in den zahlreichen Gleisbögen in besorgniserregender Geschwindigkeit schrumpfen. Schienen, die Jahrzehnte gehalten hatten, wurden binnen weniger Monate unbrauchbar.
Das Auswechseln der Schienen auf der Gesamtstrecke wurde beschlossen und auf einer Länge von rund 8 km im Jahr 2010 bereits durchgeführt; auch hierzu finden sich alle Details im News-Archiv.
Diese unerwartete Großinvestion hat die Umsetzung weiterer Attraktivierungsmaßnahmen nun zunächst in den Hintergrund treten lassen. Seitens der Landesverkehrsplanung geht man davon aus, dass dafür jetzt auf Jahre hinaus keine größeren Geldmittel zur Verfügung stehen werden. Man beschränkt sich daher auf die Gleissanierung und Modernisierungsmaßnahmen wie weitere Lichtsignalanlagen an bisher ungesicherten Bahnübergängen.
Beschleunigungsstudie nicht mehr zeitgemäß
Die in der Studie von 1994 festgehaltenen Beschleunigungsmaßnahmen mit den Streckenbegradigungen gelten heute als in jeder Hinsicht überholt. Das damals nicht realisierte Beschleunigungskonzept müsste neu ausgearbeitet werden. In den nächsten Jahren ist das nicht vorgesehen, langfristig wird es aber nicht ausgeschlossen.
Viertelstundenintervall auch von Entwicklung der Fahrgastzahlen abhängig
Für das 15-Minuten-Intervall im Vorortabschnitt wäre neben drei weiteren Fahrzeugen (zwei bei Intervallverdichtung nur während der Stoßzeiten) auch eine weitere Verstärkung der Stromversorgung und mindestens eine weitere Kreuzungsmöglichkeit notwendig.
Mit der Einführung des Halbstundenintervalls konnte von 2007 auf 2009 ein Anstieg der Fahrgastzahlen um rund 15% erreicht werden (s. Tabelle rechts). Seitens des Landes Tirol, das ja als Besteller der Verkehrsleistungen auftritt, wartet man nun die weitere Entwicklung der Fahrgastzahlen ab. Nicht zuletzt davon wird eine eventuelle spätere Realisierung des Viertelstundenintervalls abhängen.
Dritte Abstellmöglichkeit in Fulpmes?
Dringender auf eine Lösung wartet ein weiteres Problem, das seit Einführung des Halbstundenintervalls immer noch besteht: da in Fulpmes nur zwei Triebwagen garagiert werden können, fällt ausgerechnet in der Frühspitze ein Kurs aus, der in Mutters um 7:11 Uhr abfahren müsste, und es entsteht eine einstündige Lücke bis 8:11 Uhr.
Die alternative Busverbindung, die ab Mutters eingerichtet wurde, ist wegen längerer Fahrzeit und höheren Kosten (es ist eine Zone mehr zu bezahlen) für viele Pendlerinnen und Pendler keine Alternative.
Es wird daher erwogen, im Fulpmes eine Abstellmöglichkeit für einen dritten Wagen zu schaffen.
Beschleunigung zwischen Hauptbahnhof und Stubaitalbahnhof
Großen Optimierungsbedarf sieht die Landesverkehrsplanung auch noch im häufig durch Störungen betroffenen Streckenabschnitt zwischen Hauptbahnhof und Stubaitalbahnhof. Hier sollen heute noch täglich auftretende Verspätungen künftig durch mehr Vorrang für die Tram vermieden werden - einige Maßnahmen warten dort allerdings schon seit Jahren auf ihre Umsetzung.
Bald schon umgesetzt werden lediglich neue Ampelsteuerungen für die Lichtsignalanlagen entlang der Andreas-Hofer-Straße und eine öV-Beeinflussung der Ampelanlage beim IKB-Hochhaus.
Mögliche Änderungen im Fuhrpark
Wie übrigens aus IVB-internen Kreisen zu vernehmen ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass auf den Überlandlinien STB und 6 in einigen Jahren wieder andere Fahrzeuge eingesetzt werden.
Mit der nächsten zu beschaffenden Fahrzeugtranche im Rahmen des Tram-Ausbaus, die voraussichtlich innerhalb der nächsten drei Jahre ausgeschrieben wird, könnten Teilniederflurwagen beschafft werden und die Flexity-Bahnen auf den Überlandlinien ablösen, da sich durch die schwereren und härteren Schienen auf der Linie STB der hohe Verschleiß jetzt auf die Radreifen verlagert haben soll und das Problem auf der Linie 6 überhaupt noch nicht gelöst ist. Die frei werdenden Flexity-Bahnen könnten dann im erweiterten Stadtnetz eingesetzt werden.
Dazu liegen uns jedoch noch keine offiziellen Informationen vor.
(lt, mps)
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